42. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe
17th International Congress of the International Society of Psychosomatic Obstertics and Gynaecology

Angst vor der Geburt – psychologische Beratung statt Kaiserschnitt „auf Wunsch“


23.5.2013 - Etwa 2 bis 5% aller Kaiserschnitte werden in Deutschland ausschließlich auf Wunsch der Schwangeren durchgeführt, ohne dass es dafür eine medizinische Notwendigkeit gibt. In vielen Fällen kann sich allerdings hinter einem solchen Wunsch die Angst der Schwangeren vor den Schmerzen der Geburt verbergen oder die Sorge davor, dass eine natürliche Geburt ihrem Kind schaden könnte. „Wir stellen fest, dass Frauen, die sich einen Kaiserschnitt wünschen, häufig bereits schwierige Geburten oder andere medizinische Komplikationen hinter sich haben“, so Dr. med. Utz‐Billing, Berlin, auf der Pressekonferenz des 42. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtsmedizin und des 17. Kongresses der International Society of Psychosomatic Obstetrics and Gynaecology in Berlin. “Auch finden sich bei diesen Frauen auffallend häufig Stresssituationen, psychische oder auch soziale und familiäre Belastungen.”

Eine psychologische Betreuung und Beratung kann vielen dieser Frauen helfen, sich für eine natürliche Entbindung zu entscheiden, so Isabell Utz‐Billing. In der Frauenklinik der DRK‐Kliniken Berlin‐Westend wurde eine solche Beratung durch eine Psychologin im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie angeboten. Dabei wurde über die persönliche Situation und über die Ängste der Frauen gesprochen, über Sorgen und Befürchtungen auch in Alltagssituationen, die nichts mit der Entbindung
zu tun haben, ebenso wie über die Risiken, die ein Kaiserschnitt mit sich bringen kann – für das Kind, aber auch für die Mutter. Den Frauen wurde zugesagt, dass es während der Entbindung jederzeit möglich sei, die  spontane Geburt abzubrechen und einen Kaiserschnitt durchzuführen, wenn sie die Situation nicht mehr beherrschen können.

Vor diesem Hintergrund entschlossen sich letztlich die Hälfte der betreuten Frauen, eine natürliche Entbindung zu versuchen. Die meisten von ihnen konnten die Geburt auf diesem Weg zu Ende führen und waren mit ihrer Entscheidung zufrieden.

Wichtig sind in diesem Zusammenhang Erkenntnisse vor allem aus skandinavischen Ländern, über die Prof. Klaas Wijma, Linköping (Schweden) berichtete: Bei Frauen mit starker Angst vor der Entbindung hilft eine psychologische und psychotherapeutische Betreuung, dass die Entbindung leichter und sogar kürzer verläuft. „Man könnte überlegen, möglichst vielen Frauen mit einer solchen seelischen Last eine psychotherapeutische Unterstützung anzubieten“, so der schwedische
Psychologe, „um sie optimal auf die Geburt vorzubereiten, aber auch, um vielleicht dadurch Kaiserschnitte zu vermeiden.“

© DGPFG 2013 und ISPOG 2013


Ihre Ansprechpartner:

Dr. med. Isabell Utz‐Billing, Oberärztin, Frauenklinik der DRK‐Kliniken Westend. Spandauer Damm 130, 14050 Berlin

Prof. Dr. Klaas Wijma, Clinical Psychologist, Unit of Health Psychology ,
Department of Experimental and Clinical Medicine (IKE) , Faculty of Health
Sciences, Linköping University. S‐58185 Linköping, Sweden